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Muministischer Rundbrief März 2004

Date: Sun, 07 Mar 2004 23:52:07 +0100

Liebe Mumin-Freundinnen und -Freunde da draußen in den Weiten des Netzes,

schon ist es März, höchste Zeit, dass mal wieder ein Muministischer Rundbrief erscheint. Danke allen, die Weihnachts- und/oder Neujahrsgrüße geschickt haben; Ihr seht mich gerührt.

Die Liste ist kräftig gewachsen, 125 Einträge hat sie jetzt! Wer entgegen seiner Absicht auf dem Verteiler gelandet ist: Nachricht genügt. Andererseits nehme ich auch gerne E-Mail-Adressen von weiteren möglichen Interessierten entgegen.

Mumin und Kant

Der Weg vom großen Philosophen zu unserem Lieblingstroll ist kürzer als man denkt: TJ erzählte in einem Interview, wie sie in ihrer Jugend eine philosophische Diskussion mit ihrem Bruder führte, die dieser durch ein Zitat von Kant gewann. Getrieben von Stolz und Rage der Besiegten legte sie ihrem Bruder noch am selben Tag ein mit »KANT!!!« untertextetes Spottbild hin, das ein unförmiges Wesen zeigte – der erste Mumintroll hatte aufs Papier gefunden. Bald war der kleine Troll allerdings ein ständig wiederkehrender Gast auf Toves Zeichnungen, der das jeweilig Dargestellte ironisch-pantomimisch kommentierte. Wer die Bilder aus »Mumins langer Reise« vor Augen hat, weiß, dass die Mumintrolle mit einer dünneren Schnauze begannen und erst in den folgenden Jahren ihre endgültige, rundlichere Form annahmen.

Mumin und Tarzan

Und noch eine weitere überraschende Verbindung des Mumintalkosmos zu anderen Welten, diesmal literarisch:

Bestimmt hat sich der Eine oder die Andere von uns schon mal gefragt, weswegen eigentlich im Muminbuch »Eine drollige Gesellschaft« in der Szene, wo das Haus vom Wildwuchs aus dem Hut des Zauberers überwuchert wird, die Familie Tarzan spielt – woher kennen die Figuren des einen Buches die Figur des anderen? Fast zu diesseitig will diese Verflechtung scheinen. Aber es scheint kein Versehen von Tove Jansson zu sein, denn sie hat das Motiv in der Comic-Episode »Mumintal wird ein Dschungel« ein weiteres Mal gebracht.

Nun, vor einiger Zeit ersteigerte ich in einer Online-Auktion das Kinder-Medien-Magazin »Fundevogel« (Nummer 115, 1995), worin ein mir bis dahin unbekannter Text von TJ zu finden war: »Der unvergleichliche Tarzan« ist ein Aufsatz, in dem sie erzählt, wie sie (wiederum mit ihrem Bruder) als Kind Spaß am Erschaffen von phantastischen Parallelrealitäten hatte. Einige Jahre lang war ein bedeutender Schwerpunkt dieser kindlichen Phantasien Tarzan, über den regelmäßig neue Romanhefte erschienen. Dass es in der Familie Jansson eine kleine, verzeihliche Schwäche für Trivialliteratur gab, ist auch an den hier und da aufblitzenden Kriminalroman-Anspielungen zu erkennen. Der zentrale Aspekt des Aufsatzes ist aber unabhängig vom Aufhänger Tarzan das Imaginieren von Geschehnissen, bis sie real zu scheinen beginnen – ein Motiv, das in den Muminbüchern nun wirklich wichtig wird, vor allem in den späteren: der Homsa in den »Geschichten aus dem Mumintal« und erst recht Toft in »Herbst im Mumintal« betreiben das Geschichten-Erstehenlassen bis an die Grenzen der Magie!

Vielleicht sind der erste Homsa und Toft (oder die beiden sind identisch, das lässt sich leider nicht feststellen) ein Porträt von Tove Janssons Bruder Per Olov? Es gibt da ein von Tove gezeichnetes Bild: Sie, eine sehr ähnliche weitere Person, und ein kleiner Mumin. Dieses sende ich als Beigabe des Rundbriefes mit, ohne Gewähr, dass es irgendwas mit dem eben Geschriebenen zu tun hat... *

Anm. Aug. 2009: Eine nochmalige Verarbeitung findet das Tarzan-Lesen im Kurzgeschichten-Band »Resa med lätt bagage« (E87).

Muminfilme voraus

Das Label »Trickkiste« schrieb mir, man würde Ende März die Puppentrickserie »Die Mumins« aus den 80er-Jahren in einem Set von sieben DVDs veröffentlichen. Ihr Reporter bleibt am Ball.

Comic-Episode voraus

Wie schon berichtet, habe ich die bislang selten gesehene Comic-Geschichte »Mumin und der goldene Schwanz« in alten »RASSELBANDE«-Heften aufgespürt. Die letzten zwölf Streifen habe ich leider bislang nicht auftreiben können, daher habe ich nun die aus der schwedischen Ausgabe genommen und übersetzt. Demnächst könnte die Episode irgendwo online zu sehen sein, ich gebe Bescheid.

Tove Janssons Erwachsenenbücher relativ voraus

Eigentlich wollte ich schon in diesem Brief über den Band »Die Tochter des Bildhauers« berichten, doch bevor es darüber Mittsommer wird, schicke ich diesen Brief jetzt lieber ab. Es kommt aber alles wie versprochen.

Damit wie immer beste muministische Grüße aus Bremen,

Christian

*) Anm. Jan. 2008: Das Bild ist was ganz anderes, nämlich eine Illustration zu »Bröderna Borgs Bedrifter«

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