Date: Mon, 27 Jul 2020 17:40:16 +0200
Liebe Trollbegeisterte und der ganze Rest da draußen,
dieses seltsame Jahr 2020 war und ist für die Muministik nebst sonstiger Tove-Jansson-Forschung beileibe nicht ereignislos. Ich erzähle einfach mal ein bisschen. Wie immer bitte ich um Mitteilung, wenn jemand nicht mehr auf der Verteilerliste sein möchte oder im Gegenteil jemanden weiß, der darauf sein sollte.
Ein eintägiges Tove-Jansson-Festival in Stockholm ging noch wie geplant Anfang März über die Bühne, hier ist ein Imagefilm ohne weitere Worte zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=9GdKDkloY_c
Und die neuen Mumin-Briefmarken der finnischen Post sind bereits im Januar herausgekommen; sie sind Teil einer groß angelegten Kampagne namens »#VÅRTHAV« (»Unser Meer«) zum Schutz der Ostsee und haben dem entsprechend maritime Motive aus Mumin-Comics. Auf meinen Seiten habe ich sie natürlich der bestehenden Sammlung hinzugefügt:
http://www.zepe.de/mumin/vebr.php#2020
Im Rahmen dieser Kampagne ist auch ein sehr schönes, ruhiges Video entstanden, auf dem Klovharun, Tove Janssons einsame Insel, bewundert werden kann, und zwar sowohl mit heutigen als auch originalen damaligen Filmaufnahmen – sehr sehenswert:
https://www.youtube.com/watch?v=0yXkvfivk58
In Finnland beinhaltet der staatlich-gesellschaftliche Jahreslauf einige so genannte Flaggentage, an denen die Nationalflagge gehisst werden kann, darf, soll oder sogar muss – je nach Anlass, und ob man eine Privatperson oder öffentliche Institution ist. Teilweise sind dabei Aufziehen und Abnehmen der Flagge auf die Stunde genau festgelegt. Manche Flaggentage finden jedes Jahr statt, andere werden einmalig ausgerufen. In diesem Jahr ist der 9. August, Tove Janssons Geburtstag, zu einem Flaggentag erkoren worden; dabei soll auch der Kunst und Kultur allgemein gedacht werden. Ich hätte direkt Lust, aus der Ferne teilzunehmen und mindestens das muministische Eckchen in meinem Forscherkämmerlein (aber warum eigentlich nicht die Hausfassade?) mit einer finnischen Fahne zu schmücken... Wer von Euch auch mitmacht und mir ein Foto davon schickt, darf mit einer Veröffentlichung im nächsten Rundbrief rechnen ;-)
Vielen ist ja bereits bekannt, dass sich der Mumintroll als eine Art »Kommentarfigur« in Toves Witzzeichnungen und Karikaturen der 1940er-Jahre entwickelte. Hauptsächlich (aber nicht allein) geschah dies in der Satirezeitschrift »Garm«. Diese Geschichte habe ich in den zurückliegenden Monaten angefangen aufzuarbeiten, und ein erster sichtbarer Schritt ist eine Sammlung von »Garm«-Titelbildern:
http://www.zepe.de/mumin/ilga.php
Der erste Auftritt auf einem solchen Titelbild scheint im Oktober 1944 erfolgt zu sein: Der kleine Mumintroll versteckt sich vor lauter Hitlers, die damit beschäftigt sind, Finnland auszuplündern. Es waren bedrückende Zeiten, aber aus der heutigen Perspektive nicht uninteressant nachzuvollziehen, selbst für Leute wie mich, der ich in Geschichte nie besonders gute Zensuren hatte. An den »Garm«-Titelbildern lässt sich auf jeden Fall sehr schön ein Aspekt der Zeichenkunst Tove Janssons durch mehr als 30 Jahre verfolgen. Als nächstes wäre sich noch den Zeichnungen im Inneren der Hefte zu widmen; ich melde mich.
Eine so vielseitige und -schichtige Künstlerpersönlichkeit wie Tove Jansson zu erfassen... da muss man schon viele Male um sie herumlaufen. Ich habe mich lange davor gedrückt, ihre Malerei in Angriff zu nehmen – nicht zuletzt, weil mir mein Zugang zu bildender Kunst unzureichend erscheint. Bei Musik reite ich als professionell Tätiger munter in jede Schlacht, aber Gemaltes ist ja nun wirklich ein ganz anderer Fall. Und doch kann ich nicht auf Dauer ignorieren, dass Tove zeitlebens immer wieder betonte, sie sei vor allem und zuerst Malerin (ob ich es glaube, weiß ich noch nicht), das heißt: ohne sich das wenigstens mal anzuschauen, ist ein vollständiges Verständnis wohl nicht möglich.
Vor dem Mumin-Boom arbeitete Tove also fleißig an ihrer Karriere als Malerin. Ein besonderes Genre, in dem sie dabei Fuß fassen konnte, war das der großformatigen Wandgemälde. In den 1940er- und 1950er-Jahren brachte sie in Helsinki und einigen anderen finnischen Städten einige solche Arbeiten an – für Speisesäle, Hotels, Banken, Kindergärten etc. Der größte Coup dabei waren sicherlich die riesigen Fresken für den Ratskeller in Helsinki (1947). Um diese Zeit begann der aufblühende Mumin-Kosmos sich auch in diese Bildwerke einzuschmuggeln, insbesondere und natürlich, wenn kindliche Betrachter zu erwarten waren. Hier sind alle mir bekannten Wandgemälde zusammengetragen und kurz vorgestellt:
http://www.zepe.de/mumin/mawa.php
Und wenn man dann auf die Knöpfe unter den Wandgemälden drückt, kommt man auf eine Weltkarte, die deren Lage auf der Erdoberfläche angibt. Vermehrt habe ich diese Positionspfeile um weitere Orte, die der Muminist evtl. einmal bereisen möchte – probiert die Karte einfach aus:
http://www.zepe.de/mumin/orte.php
Dieser neue, interaktive Teil des Virtuellen Muminforschungszentrums ist der Quarantäne-Zeit zu verdanken, in der ich mich in Sachen Softwareentwicklung weiterbilden konnte.
Dann grüße ich ersteinmal, bleibt mir gewogen und gesund sowieso, und bis bald!
Zépé
2024: August • Juli • März
2023: Dezember • November • Oktober • Mai • März • Februar
2022: September • Juni • Mai • April • März
2021: Dezember • November • April
2020: Dezember • September • Juli
2018: Oktober
2017: November • September • April • März
2014: August • Juli • Juni • Februar (2x)
2013: November
2009: Dezember • Oktober • September • Juni
2008: Dezember • August • Juli • Januar
2007: Oktober
2003: Dezember • November • Oktober • Juni • April • März • Januar
2002: Oktober
2001: August
Seite zuletzt geändert: 25. 12. 2020 / 13:01